Unfallverhütung – Prävention

Allen Eltern, jedoch auch der Gesellschaft, sollte die Unfallverhütung bei Kindern und Jugendlichen ein Herzensanliegen sein. Indem wir Verletzungen mit Folgeschäden weitgehend verhindern, ersparen wir den Familien viel Leid und bewahren den Kindern ihre Zukunftschancen.

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Unfallverhütung bei Kindern

Kleine Unfälle, Stürze oder ein aufgeschlagenes Knie gehören bei Kindern und Jugendlichen oft einmal dazu. Um schlimmere Verletzungen oder gar Folgeschäden zu vermeiden, möchten wir Ihnen auf dieser Seite die wichtigsten Informationen und Fakten zur Unfallverhütung präsentieren. Dabei gehen wir auf diese Themen und Inhalte näher ein:

Mit einem Klick auf einen der Links können Sie direkt zum jeweiligen Kapitel springen.

Warum passiert unseren Kindern so viel?

Manche physiologischen und psychologischen Fähigkeiten werden erst im Laufe der Kindheit erworben. Dabei wären aber genau diese notwendig, damit sich ein Kind überhaupt sicherheitsorientiert verhalten kann. Welche Faktoren begünstigen also Unfälle von Kindern? Hier finden Sie eine Auflistung:

  • Neugierde! Sie führt besonders in den ersten zwei Lebensjahren zu typischen Haushaltsunfällen wie Vergiftungen, Verbrühungen, Verätzungen und Stürzen.
  • Fehlendes Gefahrenbewusstsein
  • Egozentrisches und magisches Denken: Kinder bis zum 6. Lebensjahr gehen davon aus, dass alle anderen im gleichen Moment auf ähnliche Weise hören, fühlen, empfinden und handeln wie sie selbst.
  • Eingeschränktes Gesichtsfeld: Bis zum 12. Lebensjahr ist es seitlich um etwa 30 Prozent eingeschränkt.
  • Die Sichtperspektive von Kindern: Sie unterscheidet sich wegen der geringeren Größe erheblich von jener der Erwachsenen.
  • Fehlendes Einschätzungsvermögen: Besonders Kinder bis zum Alter von 4 Jahren können Geschwindigkeiten, etwa von Autos, praktisch nicht einschätzen.
  • Eingeschränkte Geräuschwahrnehmung: Erst ab dem 8. Lebensjahr wird das Gehör bei der Lokalisation von Gefahren mitbenutzt.
  • Längere Reaktionszeit: Im Alter von 5 Jahren reagieren Kinder noch doppelt so langsam wie Erwachsene.
  • Präventives Gefahrenbewusstsein: Meist werden Kinder erst ab dem 15. Lebensjahr vorsichtiger und sind imstande, Unfälle aktiv zu verhindern.
  • Imponiergehabe: Das Verhalten vor der Gruppe kann die Unfallgefahr steigern.

Erkennen Sie Ihr Kind hier wieder?

Bei Kindern unterscheiden wir zwischen zwei Unfalltypen. Von diesem Typen hängen die Art und die Ursache von Unfällen ab.

  • Unfalltyp 1 ist ein stark außenweltzugewandtes, kontaktfreudiges, dynamisches, angstfreies, erlebnisorientiertes, jedoch sich selbst überschätzendes Kind.
  • Unfalltyp 2 dagegen ist ein empfindliches, seelisch leicht verletzliches, oft abgespanntes und lustloses Kind.

Weitere wichtige unfallfördernde Eigenschaften sind Aufmerksamkeitsstörungen mit und ohne Hyperaktivität (ADHS) sowie verschiedene Formen umschriebener Entwicklungsstörungen, z.B. der Motorik. Darüber hinaus sind soziale Einflüsse in vielfältiger Weise ausschlaggebend.

Kinder als Mitfahrer

Seit 1993 ist die Sicherung von Kindern bis zum 12. Lebensjahr, die kleiner als 150 cm sind, im Pkw durch spezielle gewichtsabhängige Rückhaltesysteme gesetzlich verpflichtend. Kleinkinder sollten möglichst lange, mindestens aber bis zum 18. Lebensmonat, in rückwärtsgerichteten Kindersitzen befördert werden. Diese Systeme dürfen auf Beifahrersitzen nicht verwendet werden, bei denen der Airbag für diesen Zweck nicht deaktiviert werden kann (Warnaufkleber auf der Türinnenseite sind Pflicht!). Um Ihr Kind auch auf der Rückbank und in rückwärtsgerichteten Kindersitzen immer im Blick zu haben, gibt es heute zum Beispiel bereits spezielle Spiegel, die Sie an der hinteren Kopfstütze anbringen können.

Sturzunfälle

Selbst der kürzeste Moment der Nicht-Achtsamkeit kann dazu führen, dass Säuglinge von der Wickelkommode, aus Tragetaschen oder Wippen, Gitterbetten oder Kinderwagen fallen. Besonders oft stürzen sie jedoch aus dem Hochstuhl und der Lauflernhilfe, dem sogenannten “Gehfrei”.

Kleinkinder stürzen meist auf Treppen, vom Sessel, aus dem Fenster oder über den Balkon. Schulkinder fallen aus dem Hochbett, beim Klettern von Bäumen, Mauern oder Geländern und speziell von Sportgeräten wie Skateboard, Inlineskatern und Fahrrad.

Die Folge dieser Sturzunfälle können Knochenbrüche beim Kind sein.

Tipps zur Vermeidung von Sturzunfällen

Auf dem Wickeltisch sollte das Kind nie unbeaufsichtigt gelassen werden. Wenn das nicht möglich ist, muss es mitgenommen oder auf den Boden gelegt werden. Auch in der Kindertragetasche sollte das Kind immer angeschnallt sein. Übrigens: Die Lauflernhilfe gilt als das gefährlichste Verwahrgerät im Säuglings- und Kleinkindesalter. Achten Sie immer darauf, dass ein Kinderhochstuhl GS-geprüft ist und der Körpergröße sowie der Sicherheitsnorm EN 1178 entsprechen. Er muss so am Tisch befestigt sein, dass er nicht kippen kann.

Ihre Treppen sollten Sie mit einem Schutzgitter versehen, Möbel, Fernseher und ähnliches sollten Sie gegen ein potenzielles Umkippen sichern. Auch bei Hochbetten muss die Sicherheitsnorm EN 716 beachtet werden. Vor dem Bett dürfen keine harten Gegenstände wie Stühle oder Hocker stehen.

Der wichtigste Tipp zur Unfallvermeidung: Trainieren Sie Bewegungsabläufe bereits im Kindergartenalter und üben Sie mit Ihrem Kind das richtige Fallen!

Fahrradunfälle

„Erst Roller, dann Rad“, lautet das Motto. Denn ein Roller oder Laufrad bietet das ideale Gleichgewichtstraining für das spätere Radfahren. In der Regel sollte ein Fahrrad nicht vor dem 5. Lebensjahr angeschafft werden. Üben Sie mit Ihrem Kind so früh wie möglich das Absteigen nach rechts. Es ermöglicht die lebensrettende Flucht auf den sicheren Gehweg und das Fahrrad wird dabei quasi zur Knautschzone.

Beim Inline-Skating sollte, neben dem Absolvieren von technischem Übungs- und Trainingseinheiten, Schutzkleidung mit Helm, Knie-, Handgelenk- und Ellbogenschonern verwendet werden.

Ein Fahrradhelm soll eine Aufprallenergie bis zu einer Geschwindigkeit von 15 km/h neutralisieren können und dadurch 85 Prozent der Fahrradunfälle mit Kopfverletzungen vermeiden.

Ersticken

Beachten Sie folgende Tipps und Hinweisen zur Unfallverhütung und Prävention, um eine Erstickung Ihres Kindes bestmöglich zu verhindern:

  • Bei Säuglingen möglichst kein Kissen und keinen Strampelsack benutzen.
  • Verwenden Sie geprüfte Kinderbetten und Laufställe sowie Gitterstäbe und Schutzgitter an Treppen mit max. 7,5 cm Abstand.
  • Geben Sie Ihrem Kind im Bett oder zum Spielen keine Kleinteile, die in den Mund passen. Dazu zählen beispielsweise Münzen, Murmeln, Würfel, Weintrauben, Nüsse und gallertartige Süßigkeiten.
  • Verzichten Sie auf Halsketten bei Schnullern und verwenden Sie nur ein Band, das kürzer als der Halsumfang und mit einer Sicherheitsklemme versehen ist.
  • Vermeiden Sie Kinderjäckchen mit Bändchen am Hals, Kordeln an Kapuzen oder Anoraks. Verwenden Sie stattdessen besser Druckknöpfe und Bodys.
  • Alle Bänder, Kordeln, Elektrokabel, Krawatten usw. sollten Sie für Kinder unerreichbar wegschließen.
  • Plastiktüten müssen kindersicher aufbewahrt werden.
  • Geben Sie Ihrem Kind keine nicht aufgeblasenen Luftballons oder Gummihandschuhe zum Spielen.
  • Schließen Sie Kühltruhen ab und verwenden Sie keine Kühlschränke ohne Magnetschloss.

Ertrinken

Wegen des schweren Kopfes im Vergleich zum restlichen Körper ist ein Kleinkind bis zum etwa 3. Lebensjahr nicht in der Lage, sein Gesicht dauernd über Wasser zu halten. Kleinkinder fallen über Schwimmbadgeländer, in Tonnen und Becken. Zwischen dem 7. und 15. Lebensmonat können Kinder bereits in Wassertiefen von weniger als 10 cm ertrinken. Eine solche Situation kann sich in der Badewanne oder einem Eimer ergeben.

Mehr als 80 Prozent der kindlichen Ertrinkungsopfer machen ihren ersten Atemzug innerhalb von 5 Minuten und sind spätestens nach 20 Minuten wieder bei Bewusstsein, was als günstige Prognose gilt. Als ungünstig gelten bei Wassertemperaturen über 5 °C eine Submersionsdauer (Zeitspanne unter Wasser) von mehr als 25 Minuten, eine erfolglose Reanimation über 40 Minuten sowie lichtstarre Pupillen bei der stationären Aufnahme.

Unfallverhütung Ertrinken

Zur Prävention sollten folgende Hinweise beachtet werden:

  • Kleinkinder, besonders in Wassernähe, nie alleine lassen
  • Teiche und Biotope im Garten speziell und gut absichern
  • Regentonnen mit Deckel fest verschließen
  • Beim Spielen in Wassernähe und auf Booten stets Schwimmwesten anlegen
  • Schwimmflügel gewähren keine ausreichende Sicherheit!
  • Swimmingpools benötigen eine durchsichtige Umzäunung von mindestens 140 cm Höhe
  • Keine Dreiräder, Tretautos, Roller oder Fahrräder am Teich oder Beckenrand benutzen
  • Nach dem 3. Lebensjahr sollen Kinder schwimmen lernen

Vergiftungen

90 Prozent aller Vergiftungsunfälle betreffen Kleinkinder im Alter zwischen 10 Monaten und 4,5 Jahren. Ein besonderer Stellenwert kommt dabei allen Laugen (z.B. WC-Reiniger), ätherischen Ölen sowie Petroleum und Lampenöl zu. Negativ behaftet sind auch Verätzungen durch den Gebrauch ökologisch empfohlener 25-prozentiger Essigessenz auf. Achten Sie darauf, dass Kinder nicht in Berührung mit sehr giftigen Pflanzen wie beispielsweise Eisenhut, Schierlingsarten, Bilsenkraut, Engelstrompete, Herbstzeitlose oder Seidelbast kommen.

Die Telefonnummer einer Vergiftungsnotrufzentrale sollte immer griffbereit neben jedem Telefon liegen oder im Smartphone abgespeichert sein. Dieser sollte man im Akutfall die Fragen “Wer? Womit? Wie viel? Wann? Wo?” beantworten können. In Österreich ist die Vergiftungsinformationszentrale (VIZ) unter 01/406 43 43 von 0-24 Uhr erreichbar.

Unfallverhütung Vergiftungen

Alle toxischen Substanzen (Medikamente, Haushaltsreiniger, Zigaretten, Tabak, Insektensprays, alkoholische Getränke, Unkrautvernichtungsmittel, Lacke usw.) sollten im Originalbehälter (Verwechslungsgefahr!) und stets in verschlossenen Schränken unerreichbar aufbewahrt werden.

Verbrühungen und Verbrennungen

Thermische Unfälle machen in einzelnen Studien bis zu 3 Prozent des Unfallgeschehens aus. Kontakt mit heißem Wasser von 60°C führt bereits innerhalb von 3 Sekunden zu Verbrühungen zweiten Grades. Folgende Punkte sollten zur Prävention berücksichtigt werden:

  • Keine Tischdecke während der Mahlzeit im Haushalt mit Kleinkindern benutzen
  • Nichts Heißes auf den Tisch stellen, wenn Kinder auf dem Schoß sitzen
  • Herdplatten durch Gitter schützen, Töpfe und Pfannen immer mit Griff nach hinten auf den Herd stellen
  • Wenn Fett in der Pfanne brennt, durch Abdecken mit dem Deckel ersticken und niemals mit Wasser löschen
  • Getränke und Nahrungsmittel aus der Mikrowelle stets gut umrühren und Temperatur vor dem Füttern kontrollieren
  • Im Bad feststellbare Heißwasserregler auf max. 38 °C einstellen
  • Inhalieren von Kochsalzlösung und ätherischen Ölen mit Verdampfern bei Kleinkindern nur nach persönlicher Kontrolle und Anleitung von Erwachsenen verwenden
  • Vor Verlassen des Raumes das Bügeleisen stets abschalten und den Stecker herausziehen
  • Streichhölzer und Feuerzeuge konsequent wegschließen

Tierunfälle

An etwa 2 Prozent aller Unfälle sind Tiere beteiligt. Über 90 Prozent der Fälle mit Bissverletzungen stammen von Hunden sowie von Pferden. In 20 Prozent der Fälle spielt provokantes Verhalten der Kinder eine Rolle, zu 80 Prozent erfolgt der Biss unvermutet. Kleinkinder erleiden am häufigsten durch Bisse verursachte Kopf- und lebensgefährliche Halsverletzungen, Jugendliche und Erwachsene Bisse in Armen und Beinen. Zur Prävention sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Lassen Sie Säuglinge und Kleinkinder mit dem Familienhund niemals alleine zurück.
  • Lernen Sie das Verhalten der Hunde aus der Nachbarschaft unbedingt kennen.
  • Stören Sie kein fressendes oder schlafendes Tier.
  • Tiere sollten niemals getreten oder am Schwanz gezogen werden.
  • Bei plötzlichem Erscheinen eines Hundes nicht weglaufen, nicht schreien und keine hektischen Bewegungen machen
  • Niemals Hunden den Rücken zuwenden, denn ein Angriff erfolgt in der Regel von hinten
  • Keine Ballspiele von Kleinkindern mit Hunden zulassen
  • Mit dem Fahrrad nur langsam und in ausreichender Entfernung an einem Hund oder Pferd vorbei fahren

Praktische Unfallverhütung

In den folgenden Merkblättern erhalten Sie noch mehr praktische Tipps, um Ihr Kind besser zu schützen. Sie wurden von den Spitzenverbänden der Krankenkassen (Deutschlands) gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) entwickelt. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Bundesarbeitsgemeinschaft “Mehr Sicherheit für Kinder” waren am Projekt beteiligt. Die Merkblätter weisen auf typische Unfallursachen in jeder Entwicklungsphase des Kindes hin.

Merkblätter zur Unfallverhütung